Zitat der Woche Nr. 5 – Sich beim Hausbauen nicht vergleichen!

Zitat der Woche Nr. 5 – Sich beim Hausbauen nicht vergleichen!

Zitat der Woche Nr. 5 – Sich beim Hausbauen nicht vergleichen! 150 150 Psychotherapie für Erwachsene

Derjenige, der auf Fels baut, wird sehr schnell und ohne allzu viel Mühe ein festes Haus errichtet haben. Derjenige aber, der auf Sand baut, wird länger und härter zu arbeiten haben und dennoch vielleicht niemals solch ein festes Haus besitzen wie sein Nachbar. Doch er weiß viel mehr über den Hausbau, und er hat mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln weit mehr getan. Thomas Preston

Willkommen zum fünften Beitrag unserer wöchentlichen Reihe von Zitaten und Aphorismen zu den Themen Klientenzentrierte Gesprächstherapie und Beratung, Personzentrierter Ansatz, Psychotherapie, Psychohygiene, Paartherapie, psychische Gesundheit, persönliche Entwicklung und überhaupt das „gute Leben“ allgemein.

Das oben stehende Zitat entstammt dem Buch „Samurai-Geist“ von Thomas Preston. In diesem Buch berichtet Preston von dem Vermächtnis eines alten Samurai-Kriegers der Tokugawa Zeit in Japan. Das Zitat ist dem Kapitel über das „Sich-mit-anderen-Vergleichen“ entnommen. In diesem ermahnt der alte Samurai, dass es nicht gut ist, sich mit anderen zu vergleichen und deren äußere Erfolge zum eigenen Maßstab zu machen. Vielmehr sollte man selbst und die eigene Entwicklung der wesentliche Maßstab sein.

Wir haben dieses Zitat unter anderem gewählt, weil aus unserer Sicht viele Menschen mit den negativen Folgen des „Sich-Vergleichens“ zu kämpfen haben. Immer wieder treten Klientinnen und Klienten mit der inneren Vorstellung an uns heran, dass andere Menschen erfolgreicher sind, weniger leiden, selbstbewusster sind, das Leben „mehr im Griff haben“ usw. Sie glauben, dass nur sie in ihrem Leben versagt haben, während es andere ohne Probleme auf die Reihe kriegen. Manche glauben, dass sie für etwas bestraft werden und andere einfach bessere Menschen sind als sie, obwohl sie objektiv betrachtet gar nichts verbrochen haben.

Manchmal scheint dies ein besonderes Problem unserer heutigen Zeit zu sein, in der es sehr leicht ist, sich selbst als jemand darzustellen, der man gar nicht ist. Soziale Medien ermöglichen es uns, wie ein Chamäleon durch die Welt zu gehen, voller Angst, dass uns jemand so sehen könnte, wie wir wirklich sind. Das hat weitreichende Konsequenzen – nicht nur für uns, sondern auch für andere. Immerhin benötigen wir den Spiegel des Verhaltens anderer Menschen, um uns in der Welt und unserem Leben zu verorten. Wenn dieser Spiegel jedoch ständig trübe ist, ich also von Menschen umgeben bin, die sich nicht in ihrer Echtheit zeigen können, trübt sich auch das Bild, welches ich von mir habe. Gefühle der Unzulänglichkeit und des geringen Selbstwertes sind die Folge.

Die Metapher des Zitats lehrt, uns genauer wahrzunehmen und vor allem besser zu differenzieren, also die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Manche Menschen mögen vielleicht besonders gute Bedingungen in ihrem Leben vorfinden und sind daher in der Lage, es ohne viel Mühe wie ein Haus aus Stein zu bauen. Doch was passiert, wenn ein Erdbeben oder eine eine Katastrophe kommt? Was passiert, wenn das Chaos plötzlich hereinbricht? Dann bietet auch das Haus aus Stein nicht genug Schutz. Es wird möglicherweise in sich zusammenbrechen. Klar im Vorteil ist dann jener Mensch, der gut gelernt hat, auch aus den widrigsten Umständen heraus ein schützendes Haus zu bauen. Wenn sein Haus einstürzt, wird er kurzerhand in der Lage sein ein neues, vielleicht ganz anderes, zu bauen.

Wir sehen in dieser Metapher sehr viele Parallelen zur Psychotherapie. Oft kommen Menschen zu uns, die ein solides Haus aus starkem Stein gebaut hatten. Manche hatten es sogar aus Stahlbeton gegossen. Und doch, die Katastrophe ist eingetreten und das Haus ist zusammengebrochen. Manchmal handelte es sich auch um einen schleichenden Verfall, der über viele Jahre angedauert hat. Niemand hatte damit gerechnet, dass ein solch solides Haus auch der erbarmungslosen Witterung ausgesetzt ist – dass es also ständige Erneuerung und Pflege braucht.

In der Gesprächspsychotherapie versuchen wir nicht nur gut zu verstehen, was zum Verfall des Hauses geführt hat. Metaphorisch ausgedrückt sprechen wir auch sehr viel über den Hausbau selbst. Dadurch lernen unsere Klientinnen und Klienten nicht mehr vom Haus als einem Ding abhängig zu sein. Sie entwickeln sich vielmehr zu kompetenten Bauherren ihres eigenen Lebens, egal auf welchem Untergrund sie bauen.

Literatur:

Preston, P. (1999), Samurai-Geist. Der Weg eines Kriegers in den japanischen Kampfkünsten. Leimen/Heidelberg: Werner Kristkeitz Verlag. S. 59

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