Zitat der Woche Nr. 9 – „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“ – Ja, was denn nun?!

Zitat der Woche Nr. 9 – „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“ – Ja, was denn nun?!

Zitat der Woche Nr. 9 – „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“ – Ja, was denn nun?! 150 150 Psychotherapie für Erwachsene

 

Heute möchte ich auf zwei Zitate gleichzeitig eingehen – scheinen sie doch irgendwie zusammen zu gehören und widersprechen sie sich doch komplett. Der „Urheber“ oder die „Urheberin“ dieser Zitate ist mir nicht bekannt – es sind Sprüche, die man einfach so kennt, „Volksweisheiten“ sozusagen. Aber was soll denn nun „gelten“ oder „wahrer“ sein? Soll man als Paar möglichst gegensätzlich sein oder ist es doch „besser“, man ähnelt sich?

Ich kann mich erinnern, dass ich schon lange über diese zwei Sprüche nachdachte, schon etwa seit meiner Pubertät. Ich versuchte, Paare in meiner Umgebung zu beobachten und so auf einen grünen Zweig zu kommen. Doch klar wurde mir nie, welche Weisheit nun weiser war – und eigentlich verwirrte es mich fast noch mehr, wie zwei so gegensätzliche Sprüche überhaupt nebeneinander existieren konnten!

Es ist meinem Beruf als Paartherapeutin zu verdanken, dass ich etwas Licht in die Sache bringen konnte. Heute habe ich eine Idee davon, warum beide Sprüche quasi gleichzeitig und gleichwertig im Volksmund bestehen können und worin sie sich zwar fein, aber umso bedeutsamer unterscheiden mögen. Ich möchte an dieser Stelle meine Idee dazu teilen.

Um es kurz in Worte zu fassen: Ich habe in meinen Paartherapiestunden die Erfahrung gemacht, dass sich „gleich und gleich gesellt sich gern“ eher auf Werte (Haltungen und Meinungen) und „Gegensätze ziehen sich an“ eher auf Persönlichkeitseigenschaften bezieht. Ich kann in meiner Praxis beobachten, dass Paare umso glücklicher miteinander wirken und ihre Partnerschaft umso stabiler ist, je mehr gemeinsame Werte sie teilen und je mehr sie charakterlich ein wenig gegensätzlich sind – sich also wie Yin und Yang ergänzen.

Jeder Mensch trägt Werte in sich – Einstellungen, Meinungen und Geisteshaltungen, die ihm wichtig sind, nach denen er sich orientiert, nach denen er leben möchte. Ohne persönliche Werte wären wir wohl recht orientierungslos – Werte geben uns Halt. Manche unserer Werte haben wir von der Gesellschaft oder unserer Herkunftsfamilie übernommen, andere wiederum haben wir uns selbst durch unsere ganz persönlichen Lebenserfahrungen geschaffen. Selbstverständlich können sich Werte im Laufe des Lebens ändern (sie tun es sogar meistens – denken wir vielleicht daran, wovon wir als Jugendliche überzeugt waren und was uns heute als bedeutungsvoll erscheint).

Es ist wohl nicht überraschend, dass Werte auch in einer Partnerschaft eine bedeutsame Rolle spielen. Einstellungen, Meinungen und Geisteshaltungen wirken sich selbstverständlich auch auf die Person aus, die uns am nächsten ist. Ich möchte ein paar Beispiele anführen, die uns in der Praxis begegnen und häufig zu Konflikten führen (sehr vereinfacht und damit reduziert dargestellt!): All-Inklusive-Urlaub vs. Abenteuerreise, sicherer Job vs. risikobehafteter Beruf, Ordnung vs. kreatives Chaos, Liebeserklärung durch Kuscheln vor dem TV vs. Liebeserklärung durch kreative Geschenke und Aktivitäten, höchste Treue vs. offene Beziehung.

Eine Partnerschaft, in der die Werte sehr unterschiedlich sind, kann recht instabil sein – geprägt von Konflikten und Enttäuschungen. Was also Werte betrifft, habe ich den Eindruck, dass ähnliche Einstellungen und Geisteshaltungen eine Beziehung stabilisieren – ich kann also den Spruch „Gleich und gleich gesellt sich gerne“ sehr nachvollziehen.

Was die Charaktereigenschaften betrifft, so habe ich den Eindruck, dass „mild gegensätzliche“ Eigenschaften (keine starken Kontraste!) eine Beziehung lebendig halten. Beispielsweise erscheint es mir, dass ein Mensch, der von seinem Naturell recht mutig und draufgängerisch ist, durch einen etwas vorsichtigen Partner gut „in Balance“ gehalten wird. Andererseits bekommt der vorsichtige Mensch durch einen mutigen Partner immer wieder Anstöße, Neues zu probieren und erlangt so Erfahrungen, die er vielleicht ohne den Partner nicht gemacht hätte. Oder ein Mensch, der von sich aus eher wenig kontaktfreudig ist und hauptsächlich Zweisamkeit leben will, kann durch einen Partner, der viel Freude an der Gesellschaft vieler Menschen hat, vor einer eventuellen Vereinsamung abgehalten werden. Und andersrum kann der Gesellschaftsmensch durch seinen Partner immer wieder auch die Freuden der ungeteilten Zweisamkeit erfahren. Ein drittes Beispiel wäre ein sehr flexibler, improvisierender Mensch, der von seinem organisierenden und planenden Partner davon abgehalten wird, in ein Chaos zu rutschen. Anders wird der planende Mensch durch seinen flexiblen Partner vor eventueller Pedanterie abgehalten. Was Charaktereigenschaften betrifft, so möchte ich also meinen, dass sich „Gegensätze“ sehr wohl „anziehen“ – einfach, weil sich Partner so wunderbar ergänzen können.

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